LESERBRIEFE
Wir sollten den Fokus darauf legen, Lösungen zu finden, die den Betroffenen tatsächlich helfen, ohne die Wirtschaft

  30.01.2025 Oberwil

Mindestlohn: Ja oder Nein?

Die Tatsache, dass wir über diese Frage abstimmen müssen, zeigt, wo unsere Wohlstandsgesellschaft steht. Befürworter sprechen von 3 %, die unter 22 Franken pro Stunde verdienen. Doch woher diese Zahl kommt und welche Berufsgruppen betroffen sind, bleibt unklar. Auch die Behauptung, der Mindestlohn habe in anderen Kantonen keine negativen Auswirkungen, bleibt unbewiesen.

Ist es wirklich richtig, ein Gesetz auf solch unsicheren Fakten zu basieren und dem Staat ein Lohndiktat zu übergeben? Als Unternehmer und Präsident der GVOB weiss ich, wie wichtig es ist, Verantwortung für Mitarbeitende zu übernehmen. Doch jedes Gesetz, das einer Minderheit helfen soll, schafft oft neue Minderheiten – es ist keine Lösung, sondern eine Verschiebung.

Die Wirtschaft ist der Motor der Gesellschaft, doch sie lebt von der Kaufkraft der Menschen. Die Frage muss also lauten: Wie können wir denen helfen, die unter 22 Franken verdienen? Aber auch: Was können die Betroffenen selbst tun, um ihre Situation zu verbessern? Wenn wir ehrlich sind, wird niemand mehr die Antwort finden, dass der Staat den Mindestlohn diktieren sollte. Es gibt bessere Lösungen, die auf Eigenverantwortung und direkte Unterstützung setzen.

Unternehmen zahlen bereits mehr als 22 Franken, weil sie Arbeitskräfte suchen. Wer dennoch für den Mindestlohn ist, sollte überlegen, ob er beim nächsten Einkauf im Ausland oder online in China Produkte von Firmen unterstützt, die unter fragwürdigen Bedingungen produzieren. Es wäre sinnvoller, lokal einzukaufen und so Menschen mit marktgerechten Löhnen zu helfen.

Wir sollten den Fokus darauf legen, Lösungen zu finden, die den Betroffenen tatsächlich helfen, ohne die Wirtschaft unnötig zu belasten. Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit ein klares Nein zur Mindestlohnvorlage geben wird.

Reto Dellenbach, Präsident GVOB

Umweltverträglich?

Dass der hochindustrialisierte Teil der Welt den Globus mehr belastet als die Natur langfristig zu regenerieren in der Lage ist (Fossile Energien, Stickstoffeintrag, Pflanzenschutzmittel, Waldverlust für Palmöl, Plastikkrise, Insektensterben), ist unbestritten. Auch der Verbrauch an in der Erde vorhandenen Materialien ist bei ständigem Wachstum sehr endlich. Kommt hinzu, dass auch weite Teile der Menschheit ebenfalls an unserer Lebensweise teilhaben möchten.

Wir müssen also teilen. Menschliche Ansprüche versus Ansprüche der Natur. Teilen heisst für uns weniger in Anspruch nehmen. Warum das «ohne Wohlstandsverlust» gehen soll, ist mir schleierhaft. Immerhin zum Trost: Es waren in unserer Gesellschaft 1950 auch nicht mehr Menschen unglücklich als heute (persönliche Einschätzung).

Wenn ich bei dieser Initiative Nein stimme, sage ich: Ja. Ich weiss, dass es so nicht weitergehen kann, aber ich habe Angst, auf Liebgewonnenes verzichten zu müssen. Perfekte Schizophrenie. Stillstand. Wenn ich Ja stimme, akzeptiere ich, dass wir uns in einer bestimmten Richtung bewegen müssen.

Dass wohlhabende Menschen hier mehr beitragen müssen und können ist naheliegend, denn ihr Konsum (= Fussabdruck) ist in den meisten Bereichen klar überdurchschnittlich. Darum klar ein Ja für die Umweltverträglichkeitsinitiative.

Beat Flückiger, Oberwil




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