LESERBRIEFE
Wollen wir diese Umweltverantwortungsinitiative?
23.01.2025
Bottmingen
Wollen wir diese Umweltverantwortungsinitiative?
Eines muss man der Umweltverantwortungsinitiative lassen: Sie zeigt nicht einfach mit dem Finger auf die Grosskonzerne, sondern sie fordert von uns allen ein komplett neues Leben. Quasi ein Klosterleben oder zumindest ein Leben, wie ich es ansatzweise noch in meiner frühen Kindheit erlebt habe. Fleisch gibt es am Sonntag, allenfalls am Samstag ein grilliertes Güggeli für die ganze Familie. Die Autos sind sehr klein und nur die Reichen können sich eines leisten. Die Ferien führen mit dem Zug in die Schweizer Berge, Skifahren ist ebenso sündhaft teuer wie Reisen ins aussereuropäische Ausland. Statt einer Party oder einem Grossevent jede Woche freuen wir uns wochenlang auf die Fasnacht, die Ostern oder die Weihnachten. Konsum muss nämlich rigoros gedrosselt werden. Die Initiative ist akademisch hoch interessant und stellt rein rechnerisch sicher, dass die Schweizer Wirtschaft nur so viel Ressourcen verbraucht, wie die Natur wiederherstellen kann. Rein rechnerisch wird die Schweiz dadurch aber wirtschaftlich sehr schwach.
Das Ziel der Initiative ist, dass die Lebensgrundlagen der Menschheit erhalten werden. Dieses Ziel lässt sich für die Menschheit aber nur zusammen mit den Grossmächten erreichen: Putin führt nur noch mit umweltfreundlichen Panzern Krieg, die neue US-Regierung tut es uns gleich und auch die Chinesen und Inder bewundern die Schweizer und folgen ihnen. Das ist schlicht illusorisch. Viel eher vermute ich, dass eine wirtschaftlich geschwächte Schweiz sehr schnell von fremden Mächten geschluckt wird und die direkte Demokratie rasch verschwindet. Nein, das wollen die Schweizer sicher nicht.
Peter R. Marbet
JA – weil wir keinen Planeten B haben
«Wirtschaftliche Tätigkeiten dürfen nur so viele Ressourcen verbrauchen und Schadstoffe freisetzen, dass die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten bleiben.» Die Respektierung der Natur und ihrer Erneuerungsfähigkeit soll künftig in der Schweizer Verfassung verankert sein, ähnlich wie dies für Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit heute der Fall ist.
Was ist daran falsch? Eigentlich sollte das eine Selbstverständlichkeit sein – oder wollen Sie Ihren Kindern oder Enkeln einen zerstörten Planeten hinterlassen? Weil uns kein Planet B zur Verfügung steht, stimme ich JA zur Umweltverantwortungsinitiative.
Urs Tester